|
zur Chronik
|
Text des Monats
Wirkliche Alternativen wären vorhanden
|
|
Ein BGE (Bedingungsloses Grundeinkommen) ist zunehmend als Lösung des Arbeitsplatzproblems der aufkommenden
Roboterwirtschaft in der Diskussion. Ein BGE setzt allerdings voraus, dass der Staat nicht pleite geht.
Unser wachstumsabhängige Kapitalismus wird aber wahrscheinlich vorher richtig vor die Wand fahren, und im
Zuge der verzweifelten Versuche, ihn doch noch zu retten, wird wohl auch der deutsche Staat pleite gehen.
Dabei sehe ich eigentlich goldene Zeiten aufkommen, wenn es doch noch irgendwie gut geht, indem unser
Steuersystem an eine wachstumsfreie oder zeitweilig sogar schrumpfende Wirtschaft angepasst wird und so der
Staat nicht pleite geht. Hier ergäben sich zahlreiche Lebensperspektiven, die nicht nur ein Leben in
Erwerbsarbeit notdürftig ersetzten könnten, sondern auch lebensqualitativ einiges zu bieten hätten.
Arbeit muss in Zeiten fortgeschrittener Automatisierung neu definiert werden. Zusätzlich zur hocheffektiven
Arbeit, bei der allein das Produkt und der Profit im Vordergrund steht, muss auch eine Form von Arbeit
anerkannt werden, bei der es um den Arbeitsprozess selbst, um Ökologie und um Produkte für Kunden geht, die
kaum Geld haben dafür zu bezahlen. Ein BGE würde auf unbürokratische Weise dafür sorgen, dass man auch
Arbeiten mit nur geringem Zuverdienst problemlos nachgehen kann. Es ist psychologisch etwas schwierig, zu
akzeptieren, dass man nicht nur vom Verkauf der Früchte seiner Arbeit lebt. Aber wenn man sich klarmacht,
das es mit moderner Robotertechnik einfach nicht mehr genug Produkte gibt, die es Sinn macht zu verkaufen,
kann man sich daran gewöhnen, seinen Arbeitsbegriff zu erweitern.
Es gibt heute bereits viele Möglichkeiten, sich außerhalb von reiner Erwerbsarbeit gut zu beschäftigen.
Produktion von Kunst und Kultur, Sport und Spiel, Radfahren im Grünen, Vereine und soziales Engagement
werden von vielen Menschen genutzt, um aktiv am Leben teilzunehmen. Wenn der regelungswütige Staat noch
über seinen Schatten springen würde, könnte man vieles zusätzlich möglich machen.
Gartenbau auf einem Teil der Felder in Stadtnähe wäre eine gute Möglichkeit. Am Feldrand gelegen, dann kann
der Bauer die Gärten bei Bedarf ein oder zwei mal im Jahr gleich mitpflügen, das spart viel anstrengende
Knochenarbeit. Die Erträge im Ökofeldbau sind zwar erstmal niedriger, im intensiveren Ökogartenbau aber
wieder genauso hoch wie im konventionellem Feldbau. So kann man auch Bioanbau machen, ohne dass die
Welternährung sich dadurch reduziert. Der Ökogartenbau verbessert immer mehr den Boden, anstatt ihn zu
verschlechtern, und die Erträge sind so langfristig gesichert. Das können gerade Flüchtlinge gut machen,
die kennen sich meistens noch mit ackern aus, und können hier nebenbei erst mal Deutsch lernen. Die
Minibauern können sich teilweise spezialisieren, und auch einen guten Teil der Ernte verkaufen und so ihr
BGE aufbessern. In guter sonniger Lage wäre auch Tabakanbau für den Eigenbedarf lukrativ, bei den horrenden
Tabaksteuern für Raucher eine wichtige Alternative.
Direkt am Feldrand könnte man sich Hütten bauen, bei Bedarf auch größer als im klassischen Schrebergarten,
mit Wohnsitzrecht und der Perspektive, feste Wohnungen daraus zu machen. Da gibt es jede Menge Arbeit, die
sehr viel Freude machen kann. Das Bauordnungsrecht dafür abzubauen wäre ganz super. Hier wird ein riesiges
Potential an Kreativität blockiert, auf das wir als Menschen auf die Dauer nicht verzichten können. Das
Bauordnungsrecht soll doch sowieso nur Umsatz machen, indem es das Bauen teuer macht, diesen Umsatz brauchen
wir nicht mehr. Eine sogenannte Zersiedlung stadtnaher Gebiete kann man in Kauf nehmen. Die Leute wollen
leben und brauchen Platz dafür. Wenn das in Stadtnähe geht, brauchen die Minibauern kein Auto, das ist dann
viel wert, sehr viel mehr als nur die Optik der Landschaftsnutzung. Auch das Wohnraumproblem mit
Flüchtlingen löst sich so höchst kostengünstig. Die Wärmeschutzvorschriften kann man bei kleiner Wohnfläche
auch weniger streng handhaben, und es ist auch eine gute Option, teilweise nur in der Gartensaison von März
bis November dort zu wohnen und den Winter in einer kleinen Stadtwohnung zu verbringen.
Wer keine Lust auf Hütten bauen hat, kann auch großzügige Zelte aufstellen, das braucht kaum Investitionen
und man kann sofort mit dem Gartenbau anfangen - oder auch nur im Grünen faulenzen und die Natur beobachten.
Viele Menschen hätten bestimmt auch Lust auf Tierhaltung, dass man da auch gut machen könnte. Das wäre vor
allem gut für die Tiere, aber auch die Qualität des Fleisches würde sich erheblich verbessern. Das Futter
kann man nebenbei selbst anbauen, aber auch ganz normal dazukaufen. Tierhaltung kann viel Freude machen,
man lernt was vom Leben, vor allem für Kinder ist das was ganz tolles.
Gemeinsame Werkstätten für handwerkliche Tätigkeiten aller Art hätten auch das Potenzial für gute
Beschäftigungen. Möbel selber herstellen, Fahrräder reparieren oder Kunsthandwerk aller Art zusammen mit
Gleichgesinnten, dass man sich auch gegenseitig helfen kann, und jeder seine Kompetenzen einbringt. Kunst
und Kultur sind oft auch mit Handwerk verbunden, und gemeinsame Werkstätten wären auch für Künstler ein
guter Ort zu arbeiten. Die Computertechnik bietet auch viele Möglichkeiten, Kleingewerbe zu betreiben, und
im Internet kann man heutzutage auch gut Kunst und Kunsthandwerk im kleinen Rahmen verkaufen.
Auch Alkoholiker und Drogenfreaks könnte man mal mehr in Ruhe lassen. Wer einmal nachweislich drogensüchtig
ist, sollte zu günstigen Preisen saubere Drogen in der Apotheke kaufen können. Dieser Megastress, der um
Drogen gemacht wird, schadet allen Beteiligten außer der Drogenmafia. Viele dieser Menschen könnten ein fast
normales Leben führen, wenn sie einfach ihre Drogen bekämen und fertig. Wenn die dann eben ohne Anstrengung
etwas Glück abbekommen, wäre das vielleicht unsportlich. Auf die Arbeitsleistung dieser Menschen ist die
Gesellschaft mit moderner Robotertechnik jedenfalls nicht mehr angewiesen. Die Kriminalität, die zum
Drogenverbot dazugehört, ist jedenfalls richtig teuer, und auch die Opfer der Beschaffungskriminalität
gehören zu den Schäden der derzeitigen verfehlten Politik.
Die Weiterbildung und die Universitäten sollten für jeden offen sein, der sich für irgendwelche Themen
interessiert. Sei es, um irgendwelche Projekte umzusetzen, oder aus reiner Neugier. Schon in den Schulen
kann man die Menschen darauf vorbereiten, dass sie später nicht nur Erwerbstätigkeiten nachgehen, sondern
auch Sachen machen, die sie vor allem gerne tun. So sollte schon in den Schulen eine weitgehende Freiheit
herrschen, welche Kurse man macht. Eine vollständige Auflösung des Klassenverbandes wie im Abitur schon ab
der 5. Klasse, dass sich jeder Schüler viel mehr aussuchen kann, wann er was lernen will, wäre hier sehr
hilfreich. So könnte man seine kindliche Neugier und Kreativität erhalten. Das heutige Schulsystem
produziert Menschen, die auf einen Arbeitsplatz warten und alles andere zurückstellen. Und wenn sie den dann
noch nicht mal bekommen, stehen sie da und haben gar nichts mehr.
Minicampingplätze auf dem Land verteilt wären auch eine gute Möglichkeit, kostengünstig und ökologisch gute
Zeit zu verbringen. Für zwischendurch zum Naturgeniessen, und auch für Langzeit-Naturfahrten quer durch
Europa. Der Sommer in Nord oder Westeuropa, Frühling und Herbst in Mitteleuropa und der Winter am Mittelmeer
sind klimatisch im ganzen Jahr zum Radfahren und zum Zelten gut geeignet. Das gemäßigte europäische Klima
bietet hier weltweit einmalige Möglichkeiten. Kleine Campingplätze nur mit Dixiklo und Wasserhahn wären eine
gute Ergänzung zu normalen Campingplätzen, die man dann nur ein mal die Woche zum Warmduschen und
Wäschewaschen aufsuchen braucht. Die gärtnerische Pflege der Minicampingplätze könnte von den Nutzern auch
in Eigenarbeit erbracht werden. So wären ausgedehnte Fahrradtouren fast ohne Mehrkosten praktikabel, für
Menschen die sich für Natur und Landschaft interessieren und auch gerne mal ihre Ruhe haben und mal keinen
sehen wollen. Mit Laptop und mobilem Internet hat man heutzutage alle Möglichkeiten der Kommunikation auch
auf Radtouren, neben sozialen Kontakten und Wetterberichten auch Beschäftigung bei schlechtem Wetter.
Kostensenkende Ökologie muss die derzeitigen kostensteigernden Maßnahmen ergänzen, wenn das mit dem
Weltklima und der Naturerhaltung noch was werden soll. Die hier aufgezählten Alternativen zur Erwerbsarbeit
sollen ja nicht für die ganze Lebenszeit gelten. Normale hochproduktive Arbeit ist ja auch interessant, die
fällt ja gar nicht ganz weg. Zeiten von Erwerbstätigkeit und erholsameren Beschäftigungen dieser Art, nach
Maßgabe der betroffenen Menschen selbst, wäre wohl deutlich gesünder als der derzeitige Megastress, dem
sowohl übermäßig Arbeitende wie auch die total unter Druck gesetzten Arbeitssuchenden ausgesetzt sind. Das
reduziert dann auch die Ausgaben der Krankenkassen. Gleichzeitig würden auch psychisch Kranke, andere
Behinderte oder einfach nur unqualifizerte Menschen Lebensmöglichkeiten finden können, von denen ich sagen
würde, dass sie einfach gesund sind.
Es wäre schade um diese interessanten Perspektiven, nur weil der Staat pleite geht, im verzweifelten Versuch
den Kapitalisten ihre ergaunerte Kohle zu retten. Ein entspannter Arbeitsmarkt wäre auch für die
Beschäftigten in der Erwerbsarbeit von großem Wert. Märkte müssen vernünftig gestaltet werden, »freie«
Märkte gibt es nur in der Phantasie der Anarchie, nie in der Wirklichkeit. Zur Zeit ist alles auf den Profit
der Arbeitgeber ausgerichtet. Wenn die Leute selber entscheiden würden, wo und wieviel sie arbeiten wollen,
würde man dann für richtige Scheissarbeit auch mehr Geld bekommen, was durchaus gerecht wäre. Und
Mitarbeiter für gute und interessante Arbeitsplätze könnte man zu deutlich günstigeren Löhnen bekommen, dass
würde dann auch gute Produkte fördern, indem sie für die Kunden günstiger werden.
(T.J.)
|
|