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zur Chronik
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Text des Monats
Abschied
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Zum Abschied für Thomas Miska
Jetzt bist du nicht mehr da,
nein, jetzt bist du tot und Vergangenheit.
Habe dich kaum gekannt,
und kommst nicht mehr zurück.
Was für ein Unglück.
Kannte dich so gut wie nur vom “Hörensagen”
und von einem Geburtstag.
Noch einmal sagten wir beide uns ein “Hallo”,
als wir uns zufälligerweise in der Bahn trafen.
Mehr Worte sind nicht gefallen.
Und jetzt bist du gegangen.
Und es tut mir weh, sehr weh,
auch wenn wir uns nur flüchtig kannten.
Doch mit Todesfällen in meinem Freundes-
und Bekanntenkreis habe ich schon
häufiger zu tun.
55 Jahre in der Zahl bist du geworden,
genau wie meine seit 5 Jahren verstorbene
Lebensgefährtin, ja der Tod hat mich und sie getrennt.
Und jetzt dann, seit sie weg ist,
ist jeder Todesfall in meinem Freundes-
und Bekanntenkreis ein Problem.
Die Gefühle kommen,
und wollen angeschaut werden.
Ja, es tut weh.
Du bist nicht mehr da,
und der Tod mit Mitte 50 ist,
wie soll ich sagen, bei uns sogenannten Psychos,
wie du einer warst, und ich immer noch einer bin,
ja, der Tod ist da mit Mitte 50 ganz normal,
denn die Medikamente retten zwar den Geist,
doch ruinieren sie den menschlichen Körper.
Was übrig bleibt, ist ein Grabstein.
Ja, wie schon gesagt, mit dem Tod habe ich
so mein Problem,
musstest du wirklich mit 55 schon gehen?
Ja, deine Frau, die lässt du zurück,
ja, ich weiß, wie das ist.
Doch zurück zum Thema,
ja, zurück zum Problem,
ja, zurück zum Thema Tod,
der uns alle irgendwann,
und irgendwie holt.
Da gibt es kein vertuen.
Es hilft alles nichts.
Kannte dich kaum, aber du fehlst.
Werde dich nie wieder in der U-Bahn treffen,
um kurz “Hallo” zu sagen,
um dann weiter zu gehen,
du in die Tagesstätte in der Halte-Stelle,
ich in den KLuW.
Doch für mehr Worte ist es zu spät,
obwohl wir beide glaube ich,
wussten, wissen wie es geht.
Und jetzt schreibe ich fleißig,
damit der Kummer weg geht.
Denn du bist nicht mehr da,
sondern tot und Vergangenheit.
Und bist mit 55 gegangen ja,
da habe ich noch 7 Jahre Zeit.
Und ein Grabstein ist dann
das was übrig bleibt.
Ja, es ist nie zu spät,
und gehen müssen wir alle mal,
und jetzt warst du dran.
Ich kann das nicht mehr hören.
Denn du kommst nie zurück,
und vielleicht sehen wir uns irgendwann,
irgendwo wieder,
ja, dann können wir unsere Schwätzchen nachholen.
Das, das ist meine Fantasie:
Denn du fehlst,
wie Herbert Grönemeyer singt,
der um seine Frau getrauert hat.
Und das stimmt.
Denn da ist jetzt eine Lücke,
die du ausgefüllt hast.
Was anderes kann ich nicht sagen,
denn du bist gegangen.
(Jonas Winter)
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Risikofaktoren
Er war Ehrengast und guter Geist der Skat- und Doppelkopprunde. Er hatte so oft schlechte Karten,
und hat das immer mit Fassung und Realismus ertragen. Aber wenn er mal ein gutes Blatt hatte, hat er die
Gelegenheit auch genutzt, und Punkte gutgemacht.
Als er vor knapp einem Jahr seinen schlecht bezahlten Putzjob bei der Diakonie aufgegeben hat, dachte ich
schon, 10 Jahre macht er nicht mehr, so ganz ohne sportliche Betätigung. Aber dass das so schnell geht,
hätte ich jetzt nicht gedacht. Die Risikofaktoren Rauchen, Pocke und Bewegungsmangel schaukeln sich
gegenseitig auf, so dass sein Ende jetzt doch irgendwie nicht unwahrscheinlich war.
Psychopharmaka mögen direkt wenig schädlich sein, aber sie verstärken den Suchtdruck beim Rauchen,
und man verliert schnell alle Lust am Sport, das zusammen mit Übergewicht ist dann viel. Wahrscheinlich
ist er an einer Lungenembolie gestorben, die gehört zu den Herz-Kreislauferkrankungen, und genau hier
liegt auch die indirekte Nebenwirkung der Psychopharmaka.
Ich kann hier jedem nur empfehlen, auf die Fahrkarte zu verzichten, und alle Wege mit dem Fahrrad zu machen.
Das spart nebenbei auch jeden Monat eine Menge Geld, und Zeit auch. Die Gefahren des Straßenverkehr sind
zwar auch real, aber unterm Strich wesentlich weniger gefährlich als die Wirkung von Bewegungsmangel.
Die Bierchen, die er sich gegönnt hat, waren glaube ich weniger das Problem.
Immerhin war es ein schneller Abgang, besser als 3 Jahre Krebstherapie, die am Ende doch nichts nützt,
trotz anhaltender Quälerei und Unsicherheit.
Die rechte Scheiße, die möglicherweise in den nächsten Jahren auf uns zukommt, hat er sich auf jeden Fall
gespart. Sein politisches Engagement hatte er schon seit vielen Jahren immer mehr aufgegeben. Angesichts
der Lage nachvollziehbar, wenn einem da die Lust vergeht.
(T.J.)
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Gedenken an Thomas M.
Er hatte zwar kein allzu langes Leben, doch er hat sein Leben in vollen Zügen genossen.
Er hat geraucht, getrunken, gut gegessen und gut gevögelt.
Er war sehr aktiv und hat viel gemacht. So kann man nicht sagen, dass er ein schlechtes Leben hatte.
Sein Tod hat ihn und uns aus heiterem Himmel erwischt, doch es scheint auch relativ schnell gegangen
zu sein, ein langes Siechtum wurde ihm erspart. Hoffentlich kommt er nicht in den protestantischen Himmel,
wo er viel Arbeit hat und wenig Freizeit. Dann besser doch in einen anderen Himmel, wo er viel Skat spielen
kann.
(G.T.)
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